Das Wichtigste über relative Armut
Absolute Armut und relative Armut unterschieden sich: Absolute Armut bedeutet, dass Menschen mit weniger Geld als dem Existenzminimum auskommen müssen. Das physische Überleben ist gefährdet, weil sie Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wohnraum oder Kleidung nicht mehr (ausreichend) decken können. Relative Armut, auch Einkommensarmut genannt, bezieht sich auf das Einkommen. Eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ist aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel nicht möglich.
Für Relative Armut wurde eine Definition in Deutschland festgelegt. Relative Armut besteht zum Beispiel dann, wenn das Einkommen einer Person den Medianwert unterschreitet und dabei in den unteren 60 % liegt. Im Jahr 2024 liegt der Wert für 60% des Median-Einkommens in Deutschland bei 26.250 Euro brutto jährlich. Unterschreitet Ihr Einkommen diesen Wert, gelten Sie demnach als relativ arm.
Die Armutsmessung basiert auf zwei Ansätzen: Zum einen der Ressourcenansatz, zum anderen der Lebenslageansatz. Ein Ansatz misst Armut anhand des Einkommens, der andere misst die Lebenslage bzw. ob ein angemessener, menschenwürdiger Lebensstandard besteht. Gemessen am Ressourcenansatz ist tatsächlich die relative Armut in Deutschland zuletzt etwas gesunken. Laut Statistischem Bundesamt waren 2021 in Deutschland 15,8 % betroffen, während 2014 noch 16,7 % der Bevölkerung unter relativer Armut litten.
Inhalt
Was ist relative Armut?
Obwohl Deutschland meist mit hohen Lebensstandards, Wirtschaftswachstum und sozialer Stabilität in Verbindung gebracht wird, ist auch hier relative Armut Teil der Realität. Sie hat in Deutschland einschneidende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. Soziale Ausgrenzung, psychische und gesundheitliche Probleme hängen oft mit den finanziellen Schwierigkeiten zusammen. Den Kindern in den von Einkommensarmut betroffenen Familien stehen oft weniger Bildungsmöglichkeiten zur Verfügung. Dadurch verringern sich in den meisten Fällen auch die Zukunftschancen. Die relative Armut der Eltern wird quasi an die nächste Genration weitergereicht.
Was bedeutet relative Armut einfach erklärt?
Die Bundeszentrale für Politische Bildung erklärt:
„In der europäischen Armutsforschung ist es seit vielen Jahren üblich, das mittlere Einkommen (Median) als Referenzgröße zu bestimmen und jene Personen als einkommensarm zu bezeichnen, deren Nettoäquivalenzeinkommen unterhalb von 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. Als Kennziffern für die relative Armutsmessung kommen Armutsrisikoquoten (bzw. als synonymer Begriff: Armutsgefährdungsquoten) zur Anwendung. Dazu werden die Anteile der armen Haushalte bzw. Personen an der jeweiligen Gesamtzahl der Bevölkerung ermittelt.“
Laut Definition heißt relative Armut, dass das Einkommen eines Menschen unter dem Mittelwert des Landes liegt, in dem er oder sie wohnt. Das Überleben ist nicht gefährdet, aber die Teilnahme an gesellschaftlichen Leben ist aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel nicht möglich.
Bei absoluter Armut können grundlegende Lebensbedürfnisse wie Nahrung, Wohnraum, Kleidung oder auch Gesundheitsversorgung nicht bezahlt werden. Im Gegensatz dazu bezieht sich relative Armut auf das konkret erwirtschaftete Einkommen. Aus allen Einkommen eines Landes wird der Mittelwert (nicht der Durchschnitt!) als Bezugsgröße genommen. Liegt die Höhe Ihres Einkommens nun unter 60 % dieses Werts, ist die relative Armutsgrenze unterschritten.
Konzepte der Armutsmessung
In der Entwicklungspolitik gibt es einige Ansätze, um Armut messbar zu machen. Dabei haben sich vor allem zwei Konzepte durchgesetzt:
- Ressourcenansatz: Das Konzept wurde von der Weltbank entwickelt und orientiert sich daran, dass Armut unter einer bestimmten Einkommensgrenze beginnt. 2004 wurde dafür noch 1 US-Dollar pro Tag angesetzt, heute liegt die Grenze bei 2,15 Dollar. Umgerechnet entspricht das etwa 2 Euro. Dieser Wert wird als Minimum betrachtet, um zu überleben. Auf dieser Methodik beruht auch die für relative Armut in Deutschland weit verbreitete Definition.
- Lebenslageansatz: Dieser Ansatz liefert für relative Armut eine ausgedehntere Erklärung. Entworfen wurde das Schema vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP). Hierbei wird nicht nur das Einkommen betrachtet um Armut zu definieren. Auch andere Faktoren wie beispielsweise Bildungsmöglichkeiten, Lebensqualität, Selbstbestimmung oder Rechtssicherheit werden berücksichtigt. Der sogenannte HDI (Human Development Index) macht den Lebenslageansatz in einem jährlich erscheinenden Bericht über die menschliche Entwicklung greifbar in Zahlen.
Relative Armut in Deutschland: Hier liegt die Grenze
Das hierzulande leicht schwankende Wirtschaftswachstum ist im weltweiten Vergleich trotzdem als stabil zu betrachten. Und auch die Arbeitslosenquoten sind gering. Nichtsdestotrotz bleibt Armut in Deutschland Thema. Was bedeutet relative Armut aktuell in Deutschland?
Laut Bpb waren 2014 noch 16,7 % der Bevölkerung Deutschlands von relativer Armut betroffen. Das statistische Bundesamt schreibt, dass 2020 der Anteil bei 16,1 % gelegen habe, 2021 bei 15,8 %.
Besonders betroffen seien insbesondere Frauen, Alleinerziehende, Kinder und ältere Menschen. Diese Gruppen haben oft Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt angemessen zu bestreiten und sind dadurch gehindert, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Aktuelle Grenze für relative Armut in Deutschland:
- Im Jahr 2024 liegt der Wert des Median-Einkommens bei 43.750 Euro brutto jährlich.
- 60 % des Median-Einkommens sind 26.250 Euro.
- Liegt Ihr jährliches Bruttoeinkommen bei unter 26.250 Euro, sind Sie von relativer Armut betroffen.
Der Median ist nicht gleich der Durchschnitt! Für den Mittelwert des Einkommens wird der sogenannte Median verwendet. Weil die Menschen teilweise sehr hohe und teilweise sehr niedrige Gehälter beziehen, ist das in einer Gesellschaft vorherrschende mittlere Einkommen aussagekräftiger. Zum Vergleich: Das im Jahr 2024 berechnete Durchschnittseinkommen ist mit 50.250 Euro brutto pro Jahr viel höher als der Median, da die hohen Gehälter den Durchschnitt stark anheben.
Gründe für relative Armut in Deutschland
Die Ursachen für relative Armut sind sehr vielschichtig. In Deutschland besteht ein relativ hohes Durchschnittseinkommen. Trotzdem gibt es eine beachtliche Kluft zwischen Arm und Reich. Durch Niedriglöhne, unsichere Beschäftigungs- und Aufstiegsmöglichkeiten bleibt relative Armut weiterhin bestehen. Auch eine Verschuldung kann Armut weiter verstärken. Besonders die ungleiche Einkommensverteilung, aber auch strukturelle Probleme wie mangelnde Bildungschancen und Diskriminierung sind Gründe für relative Armut.
Maßnahmen gegen die relative Armutsgrenze
Relative Armut besteht weltweit. Aufgrund der Vielschichtigkeit und Tiefe des Problems sind Lösungsansätze hauptsächlich langfristig zu betrachten. Am wahrscheinlichsten gegen die Merkmale, die relative Armut kennzeichnen, wird die verstärkte Förderung von Bildung und Ausbildung helfen. Vor allem politisches Handeln ist hier notwendig, um auch angemessenere Bezahlung und damit eine gerechtere Einkommensverteilung zu ermöglichen.
Bereits im Januar 2015 wurde erstmals ein Mindestlohn in Deutschland eingeführt, der sich schrittweise erhöht. Zudem besteht in manchen Branchen eine Bezahlung anhand festgelegter Tarife. Beispielsweise diese Maßnahmen sollen soziale Ungleichheit und damit relative Armut bekämpfen.