Das Wichtigste zur privaten Insolvenz im Ausland
Nein. Sie können in den meisten Fällen nur dann eine Privatinsolvenz im Ausland anmelden, wenn Sie Ihren Wohnsitz und Lebensmittelpunkt dorthin verlegen.
Eine Insolvenz in England oder anderen Ländern mag aufgrund der oft kürzeren Verfahrensdauer zwar verlockend erscheinen, jedoch sollten Sie sich aufgrund der strengen Voraussetzungen nicht leichtfertig dafür entscheiden. Bedenken Sie insbesondere, dass der erforderliche Umzug mit immensen Kosten verbunden sein kann.
Haben Sie die Privatinsolvenz in Deutschland angemeldet, dürfen Sie ins Ausland auswandern. Sie müssen jedoch weiterhin Ihre Pflichten erfüllen.
Inhalt
Weitere Ratgeber rund um die Insolvenz im EU-Ausland:
Welche Vorteile hat eine Privatinsolvenz im Ausland?
Die private Insolvenz ist für viele Menschen der letzte Ausweg aus einer finanziellen Notlage. Am Ende des Verfahrens steht die Restschuldbefreiung, dank derer der Betroffene endlich wieder schuldenfrei ist. Doch das Insolvenzverfahren geht mit vielen Entbehrungen und Einschränkungen einher.
Des Weiteren dauert die Privatinsolvenz in Deutschland in der Regel etwas mehr als sechs Jahre – eine lange Zeit. Geradezu verlockend klingen da Informationen über die Privatinsolvenz im EU-Ausland: In England dauert das Insolvenzverfahren insgesamt nur etwa ein Jahr. Des Weiteren besteht keine Erwerbsobliegenheit. Auch Spanien und Frankreich punkten mit ähnlich kurzen Laufzeiten für die Insolvenz.
Viele Schuldner fragen sich, ob eine Privatinsolvenz im Ausland möglich ist, um von diesen Vorteilen zu profitieren. Grundsätzlich steht dem innerhalb der EU meist nichts im Wege, solange gewisse Voraussetzungen erfüllt werden. Auf diese gehen wir im nächsten Abschnitt näher ein.
Gut zu wissen: Wird die Restschuldbefreiung im EU-Ausland erteilt, wird diese in der Regel auch in Deutschland anerkannt, wenn die Bescheinigung darüber von einem Notar übersetzt und beglaubigt wurde. Legt der ehemalige Schuldner das Dokument bei einem Amtsgericht vor, können auch die in Deutschland noch bestehenden Schulden nicht mehr vom Gläubiger eingefordert werden.
Voraussetzungen für die Privatinsolvenz im Ausland
Eine Privatinsolvenz im Ausland, vor allem in England, ist also besonders verlockend. Schuldner sollten jedoch beachten, dass sie nicht einfach in ein Land ihrer Wahl reisen und dort sofort einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen können. Vielmehr müssen zunächst gewisse Voraussetzungen erfüllt werden.
In den EU-Ländern ist es so geregelt, dass Schuldner dort nur eine private Insolvenz anmelden können, wenn sie dort seit gewisser Zeit ihren festen Hauptwohnsitz vorweisen können.
Sie müssen beispielsweise schon sechs Monate nachweislich in England leben, um dort einen entsprechenden Antrag stellen zu dürfen. Des Weiteren müssen Sie ein regelmäßiges Einkommen nachweisen. In Frankreich reicht es meist aus, wenn Sie drei Monate vor dem Antrag Ihren Hauptwohnsitz dorthin verlegen.
Beachten Sie: Eine Privatinsolvenz im Ausland scheint zwar einfach und bequem zu sein, jedoch prüfen die Behörden ganz genau, ob Sie tatsächlich die Voraussetzungen erfüllen. Kann Ihnen nachgewiesen werden, dass Sie Ihren Wohnsitz nur zum Schein ins Ausland verlegt haben, kann Ihnen auch noch nachträglich die Restschuldbefreiung versagt werden.
Während der deutschen Privatinsolvenz: Ist ein Umzug ins Ausland erlaubt?
Ein aussichtsreiches Jobangebot, das Zusammenziehen nach jahrelanger Fernbeziehung oder einfach ein Tapetenwechsel: Es gibt viele unterschiedliche Gründe, die Menschen dazu bringen, Deutschland zu verlassen und in einem anderen Land neu anzufangen. Doch welche Regeln müssen Menschen mit finanziellen Problemen beachten? Dürfen Sie auswandern während der Privatinsolvenz und im Ausland leben?
Das kommt darauf an, in welcher Phase des Prozesses sich der Schuldner befindet. Sie dürfen nicht auswandern, bevor Sie eine private Insolvenz anmelden. Wenn Sie den Antrag stellen, müssen Sie nämlich einen Wohnsitz in Deutschland vorweisen können. Läuft das Insolvenzverfahren dann, dürfen Sie jedoch auswandern.
Beachten Sie jedoch Folgendes: Leben Sie während der deutschen Privatinsolvenz im Ausland, dann gelten für Sie die gleichen Regeln, als würden Sie in Deutschland wohnen. Sie müssen also unter anderem den pfändbaren Teil Ihres Einkommens an den Insolvenzverwalter abtreten und Ihren Auskunfts- und Meldepflichten nachkommen.
Was geschieht bei der Privatinsolvenz mit Eigentum im Ausland?
Durchlaufen Schuldner eine Privatinsolvenz in Deutschland, müssen sie schon beim Antrag Auskunft über ihre Vermögensverhältnisse machen. Im Zuge des eigentlichen Insolvenzverfahrens wird das Vermögen – dazu gehören unter anderem auch Häuser oder Grundstücke – verwertet.
Wie verhält es sich aber nun für einen Schuldner bei der Privatinsolvenz, der im Ausland über Eigentum verfügt? Muss er dieses angeben und kann eine Verwertung stattfinden? Im Insolvenzverfahren gilt das sogenannte Universalitätsprinzip. Das bedeutet, dass auch Vermögen, welches sich im Ausland befindet, zur Insolvenzmasse gezählt wird. Ausländisches Recht ist hierbei nicht anzuwenden.
Dürfen Sie während der Privatinsolvenz ins Ausland reisen?
Ein Urlaub kann gerade in schwierigen Lebensphasen Wunder wirken: entspannen, aus dem Alltag ausbrechen und etwas Neues sehen. Viele Schuldner fragen sich vor diesem Hintergrund, ob sie während der Privatinsolvenz ins Ausland reisen dürfen, um dort Urlaub zu machen.
Läuft das eigentliche Insolvenzverfahren, ist es empfehlenswert, nicht zu verreisen. In dieser Phase der Insolvenz sollten Sie nämlich für die Verfahrensbeteiligten schnell und problemlos zu erreichen sein. Während der Wohlverhaltensphase steht einem Urlaub im Ausland hingegen in der Regel nichts im Wege. Konnten Sie eine Summe aus dem unpfändbaren Einkommen ansparen, dürfen Sie dieses nach eigenem Ermessen ausgeben. Sie sollten jedoch den Insolvenzverwalter vorher über die Dauer Ihrer Abwesenheit informieren.
Wie sieht die Privatinsolvenz in Norwegen aus? Wenn ich nun auswandere und dort ein Privatinsolvenzantrag stelle (wegen meinen Schulden in Deutschland)…
Was wäre sinnvoller? Antrag in Deutschland stellen und dann auswandern oder auswandern und dann in Norwegen den Antrag stellen?
Vielen Dank
MFG