Das Wichtigste zur Shoppingsucht
Laut Definition ist die Kaufsucht eine Störung der Impulskontrolle, die Suchterkrankungen sehr ähnelt, aber selbst noch nicht als eigenständige Krankheit anerkannt ist. Hier erfahren Sie, wie sich pathologisches Kaufen von normalem Konsum unterscheidet.
Eine der spürbarsten Folgen der Kaufsucht sind Schulden. Die Betroffenen brauchen Ihre Ersparnisse auf, greifen auf Geld zurück, dass eigentlich für andere Zwecke bestimmt war und geraten damit auch in Konflikt mit ihrer Familie und ihrem Partner.
Das Wichtigste ist, dass Sie Ihre Kaufsucht als solche anerkennen und Ihr Verhalten nicht verharmlosen. Suchen Sie sich Unterstützung, zum Beispiel bei einer Selbsthilfegruppe oder einer Suchtberatungsstelle. Weitere Anlaufstellen haben wir an dieser Stelle aufgelistet. In diesem Abschnitt erfahren Sie, wie Sie finanzielle Schwierigkeiten vermeiden.
Inhalt
Kaufsucht: Definition und Symptome
Einige Menschen verspüren einen unwiderstehlichen Kaufdrang. Sie kaufen Dinge, die sie gar nicht benötigen, und versuchen auf diese Weise oft, unangenehme Gefühle auszugleichen. Das funktioniert allerdings nur kurzfristig – langfristig nimmt die negative Verstimmung eher zu.
Das pathologische Kaufen (Kaufsucht) unterscheidet sich stark vom normalen Kaufen: Eine kaufsüchtige Person …
- verspürt ein besonders intensives Kaufverlangen und einen sehr starken Besitzwunsch
- kauft aus emotionalen Gründen, zum Beispiel aus Frust, Langeweile oder Traurigkeit
- erlebt den Kaufakt als Belohnung und als identitätsstiftend
- denkt sehr viel über das Einkaufen und über Konsumgüter nach
- verliert immer wieder die Kontrolle beim Einkaufen, was zu regelrechten Kaufexzessen führt
- kauft viel zu hohe Stückzahlen oder Produkte, die sie überhaupt nicht braucht bzw. lange Zeit gar nicht benutzt
- vergisst, verschenkt oder entsorgt die Konsumgüter häufig
- gerät aufgrund ihres Kaufverhaltens in Konflikt mit ihren Freunden und ihrer Familie
- bekommt berufliche Probleme
- verliert den Bezug zum Geld
- verschuldet sich, weil ihre finanziellen Ressourcen früher oder später aufgebraucht sind
Ist Kaufsucht eine Zwangsstörung? Die Einkaufssucht gilt derzeit noch als Störung der Impulskontrolle. Obwohl die „krankhafte Kaufsucht“ bereits vor über 100 Jahren in die psychiatrische Fachliteratur einging, ist die Kaufsucht bis heute immer noch nicht als Krankheit anerkannt. Allerdings diskutieren die Fachkreise bereits über eine Einordnung als Verhaltenssucht, weil aktuelle Befunde eine Ähnlichkeit zu Suchterkrankungen belegen.
Wie entsteht Kaufsucht? Ursachen
Kaufsüchtige Menschen orientieren sich in erster Linie an übersteigerten materiellen Werten. Darüber hinaus kann das pathologische Kaufen auf einem geringen Selbstwertgefühl beruhen. Mögliche Ursachen einer Kaufsucht sind beispielsweise:
- Umgang mit Geld wurde nie richtig erlernt
- Depressionen
- soziale Ängste
- schwierige Kindheit
- Narzissmus, Impulsivität oder andere besondere Persönlichkeitsaspekte
- Borderline-Störung
- Essstörung (Binge Eating)
Weil es noch nicht genügend Untersuchungen und Daten auf diesem Feld gibt, ist derzeit noch unklar, ob die Betroffenen zuerst depressiv oder ängstlich waren und deshalb versuchen, ihre negativen Gefühle über das Einkaufen zu regulieren oder ob sie ihre psychischen Probleme erst infolge der Kaufsucht entwickelt haben.
Fachkreise gehen aber davon aus, dass die Betroffenen bereits vor der Kaufsucht eine geringere psychische Widerstandsfähigkeit gegen negative Gefühle, Belastungen und Stress, Misserfolge und Rückschläge aufweisen.
Die Kaufsucht hat gravierende Folgen: Der exzessiven Konsum ist ein Grund für Überschuldung. Früher oder später landen die Betroffenen in der Schuldenfalle und verwenden Geld, das für andere Ausgaben vorgesehen war, oder brauchen die Ersparnisse der Familie bzw. ihres Kindes auf und geraten dadurch in Konflikt mit dem Partner und der Familie.
In diesem Video erfahren Sie, wie eine Schuldnerberatung funktioniert!
Kaufsucht stoppen: Was Betroffene selbst tun können
Entscheidend ist zuallererst, dass die Motivation des Betroffenen, seine Sucht zu überwinden, von innen kommt, dass also der Änderungswunsch nicht nur auf äußeren, z. B. auf familiären und finanziellen Problemen beruht. Dann lässt sich die Kaufsucht mit einer Therapie erfolgreich behandeln.
Der erster Schritt beginnt mit einer Selbstreflexion, bei dem Kaufsüchtige bzw. Kaufsuchtgefährdete alle Sachen aufschreiben, die sie kaufen und sich dabei fragen:
- Warum habe ich das gekauft?
- Brauche ich diese Sache überhaupt?
- Habe ich eingekauft, weil ich traurig, frustriert oder gelangweilt bin?
- Passiert mir das gelegentlich oder wiederhole ich dieses Verhaltensmuster immer wieder?
Gelegentliche „Ausrutscher“ sind im Regelfall unbedenklich. Nur wenn sich das zwanghafte Kaufverhalten immer wiederholt, spricht man von einer Kaufsucht.
Der zweite Schritt besteht darin, sich die Kaufsucht einzugestehen und das eigene Verhalten nicht weiter zu bagatellisieren. Das fällt mitunter schwer, auch weil Kaufen in unserer heutigen Konsumgesellschaft als normal und nicht negativ besetzt. Pathologisches Kaufen wird nicht ernst genommen und sogar tabuisiert.
Als dritten Schritt sollten sich von Kaufsucht Betroffene Hilfe suchen, beispielsweise bei einer Selbsthilfegruppe. Hilfe bei Kaufsucht bieten darüber hinaus folgende Anlaufstellen und Angebote:
- Beratungsstellen und Fachstellen für Suchthilfe
- Psychotherapeuten für kognitive Verhaltenstherapie
- Spezialsprechstunden für Verhaltenssüchte an Universitäten und Psychosomatischen Kliniken
- Verzeichnis für Suchtberatungsstellen auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
- Datenbank der NAKOS (Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen)
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
Schulden durch Kaufsucht: Was tun?
Neben der Behandlung der Kaufsucht müssen sich die Betroffenen auch mit ihrer Schuldensituation auseinandersetzen und einen Weg aus der Schuldenfalle suchen. Dabei hilft ihnen eine professionelle Schuldnerberatung oder ein darauf spezialisierter Anwalt für Schulden.
Die Schuldenregulierung beginnt mit einer umfassenden Analyse der finanziellen Situation, indem die Betroffenen alle Schulden und offenen Rechnungen notieren und ausrechnen, wie hoch die Schuldensumme insgesamt ausfällt. Erst danach ist ein nachhaltiger Schuldenabbau möglich.
Um zu vermeiden, dass durch die Kaufsucht weitere Schulden entstehen, empfehlen sich darüber hinaus folgende Maßnahmen:
- Kreditkarte zuhause lassen
- konkrete Einkaufsliste schreiben
- Haushaltsbuch führen und alle Ausgaben regelmäßig kontrollieren
- Budget für alle Einkäufe festlegen
- möglichst immer mit Bargeld bezahlen
- personalisierte Werbung vermeiden
- Einkaufsstraßen, „Sale“-Angeboten und ähnlichen Verlockungen konsequent aus dem Weg gehen
- auf Online-Shopping verzichten oder zumindest die „1-Klick-Kauf“-Funktion deaktivieren
- Shopping-Apps auf dem Smartphone deinstallieren
- eigene Regeln zum Einkauf aufstellen, z. B. vorerst keine Shoppingtouren
- Finger weg von allen „Buy now pay later“-Angeboten
- auf die eigene Gefühlslage achten, um nicht aus Stress, Frust oder Langeweile zu kaufen