Kalte Progression einfach erklärt – Bedeutung und Folgen

Das Wichtigste über die kalte Progression

Was versteht man unter einer kalten Progression?

Kalte Progression bedeutet laut Definition, dass jemand trotz Gehaltserhöhung infolge der Steuerprogression, also des steigenden Einkommenssteuersatzes, ein geringeres Netto-Realeinkommen hat. Anders ausgedrückt: Eine einfache Erklärung finden Sie in diesem Abschnitt.

Wann kommt man in die kalte Progression?

Die kalte Progression ist besonders belastend, wenn der Arbeitgeber mit der Gehaltserhöhung lediglich die Inflation ausgleicht. Hier finden Sie ein Anschauungsbeispiel, das beschreibt, was die kalte Steuerprogression bewirkt.

Wie lässt sich die kalte Progression abschaffen?

Eine Lösung wäre es, wenn der Gesetzgeber den Steuertarif jedes Jahr an die Inflationsrate angleicht, wie es beispielsweise in der Schweiz, Frankreich oder den USA gang und gäbe ist.

Was ist eine kalte Progression?

Kalte Progression: Steigt die Steuer infolge einer Lohnerhöhung, haben Arbeitnehmer trotzdem weniger Geld in der Tasche.
Kalte Progression: Steigt die Steuer infolge einer Lohnerhöhung, haben Arbeitnehmer trotzdem weniger Geld in der Tasche.

Stellen Sie sich vor, Ihr Chef bewilligt Ihnen eine Gehaltserhöhung und trotzdem können Sie sich immer weniger von Ihrem Gehalt leisten, weil im Laufe der Zeit Folgendes passiert:

  1. Je höher Ihr Einkommen ist, desto mehr steigt auch der Steuersatz. Das nennt sich Steuerprogression.
  2. Aufgrund der Inflation steigen die Preise stetig an, sodass das Geld im Laufe der Zeit immer mehr an Wert.

Kalte Progression bedeutet also: Obwohl Ihr Gehalt inflationsbedingt an Kaufkraft verliert, müssen Sie aufgrund der Gehaltserhöhung mehr Einkommenssteuern bezahlen und werden infolge dessen immer stärker belastet, denn:

  • Auf dem Gehaltszettel haben Sie zwar mehr Geld, also ein höheres Nominaleinkommen und müssen unter Umständen dementsprechend mehr Einkommenssteuern bezahlen. Dieses Nominaleinkommen berücksichtigt aber nicht die tatsächliche Kaufkraft des Geldes.
  • Ihr Realeinkommen ist aber deutlich niedriger, weil sie aufgrund der gestiegenen Preise weniger Waren und Dienstleistungen dafür kaufen können.

Wichtig: Es findet also eine schleichende Steuererhöhung statt, wenn der Gesetzgeber nichts gegen diese Entwicklung unternimmt. Etwas komplizierter ausgedrückt, bezeichnet die kalte Progression die steuerliche Mehrbelastung, die entsteht, wenn der Gesetzgeber den Steuersatz nicht an die Inflation anpasst.

Ab wann greift die kalte Progression? Ein Rechenbeispiel

Schleichende Erhöhung der Einkommensteuer: Die kalte Progression betrifft vor allem geringe und mittlere Einkommen.
Schleichende Erhöhung der Einkommensteuer: Die kalte Progression betrifft vor allem geringe und mittlere Einkommen.

Angenommen Ihr Bruttogehalt beträgt 3.500 € monatlich und Sie sind in Steuerklasse I. Ihr Chef erhöht Ihren Bruttolohn um 3 % – also um 105 € brutto. Davon bleiben Ihnen aber netto nur 54,16 €, das sind gerade mal 2,35 %.

Ursache für diese Differenz ist der höhere Steuersatz, den Sie aufgrund dessen höheren Bruttoeinkommens von nunmehr 3.605 € bezahlen müssen. Die steuerliche Belastung wächst also stärker als Ihr Bruttoeinkommen – von 14,69 % auf 15,03 %.

Doch damit nicht genug: Gleichzeitig steigen die Preise infolge der Inflation. Schon bei einer Inflationsrate von 1 % bleiben von der Gehaltserhöhung nur noch 1,35 %. Eine Inflationsrate von mehr als 7 % würde eine solche Gehaltserhöhung beispielsweise komplett auffressen.

Insbesondere Geringverdienern und Menschen mit einem Einkommen im mittleren Bereich macht die kalte Progression besonders zu schaffen, während Spitzenverdiener kaum darunter leiden. Warum? Grund ist das Einkommenssteuersystem mit der relativ steilen Progressionskurve bei kleinen und mittleren Einkommen:

  • Bis zu 11.604 € jährlich bleiben als Grundfreibetrag steuerfrei (Stand: 2024).
  • Nach dem Grundfreibetrag steigt die Steuerprogression sehr steil an.
  • Erst ab einem jährlichen Einkommen von 66.761 € (Stand: 2024) liegt der Einkommenssteuersatz bei konstanten 42 %.

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (34 Bewertungen, Durchschnitt: 3,74 von 5)
Loading ratings...Loading...

Über den Autor

Franziska
Franziska L.

Seit 2017 verstärkt Franziska das Redaktionsteam von schuldnerberatung.de. In ihren Texten vermittelt sie Wissen rund um Schuldenabbau, Finanzen sowie Verbraucherschutz und beantwortet Fragen zur Insolvenz und Zwangsvollstreckung. Entsprechendes Fachwissen bringt sie aus ihrer juristischen Ausbildung mit.

Bildnachweise

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert