Wie macht sich die Inflation bei Schulden bemerkbar?

Das Wichtigste zu Inflation und Schulden

Was passiert mit (privaten) Schulden bei einer Inflation?

Schulden bleiben auch bei einer Inflation bestehen. Die Forderung des Gläubigers verliert lediglich an realem Wert. Der Gläubiger kann sich von dem Geld, das ihm der Schuldner zahlt, weniger kaufen und macht damit Verluste. Aber auch Schuldner geraten irgendwann in Schwierigkeiten, wenn ihr Einkommen bei steigender Inflation stagniert. Denn sie müssen neben ihren Schulden auch noch die inflationsbedingt steigenden Lebenshaltungskosten bezahlen.

Soll man bei Inflation Schulden zurückzahlen?

Selbstverständlich sollten Sie Ihre Schulden auch in der Inflation bezahlen. Ihre Verbindlichkeiten bestehen weiterhin, sodass der Gläubiger sie auch rechtlich durchsetzen und gegebenenfalls die Zwangsvollstreckung einleiten kann.

Ist es sinnvoll, Schulden zu machen bei einer Inflation?

Das kommt auf die Art der Schulden und die Zahlkraft des Schuldners an. Wer ein gutes Einkommen erzielt und einen günstigen Kredit zur Immobilienfinanzierung ergattern kann, profitiert von der Inflation.

Werde ich mithilfe der Inflation meine Schulden los?

Ist Inflation gut für Schulden?
Ist Inflation gut für Schulden?

Während der Inflation verliert das Geld an Wert und Kaufkraft. Trotzdem hilft die Inflation kaum dabei, Schulden loszuwerden. Zwar verlieren auch die Schulden, also die Forderungen des Gläubigers, an Wert, doch eine völlige Entschuldung würde erst ab einer plötzlichen Inflationsrate von 15 % eintreten – vorausgesetzt, die Zinssteigerung liegt unterhalb der Inflationsrate. In der Regel ist die Inflation aber ein schleichender Prozess und nichts, was von heute auf morgen geschieht.

Die Geldentwertung während der Inflation hilft bei Schulden kaum. Ein Beispiel aus der deutschen Geschichte: Wenn ein Staat seine Schulden bezahlt, dann mit Geld, das immer mehr an Wert verliert – so wie es während der galoppierenden Inflation 1923 und 1924 der Fall war. Wer damals staatliche Anleihen gekauft und dem Staat auf diese Weise Geld geliehen hatte, stand plötzlich vor dem Ruin. Auf dem Höhepunkt dieser Krise waren Anleihen des Kaiserreichs mit einem ursprünglichen Wert von 164 Milliarden Mark nur noch 16,4 Pfennig wert. Der deutsche Staat war aufgrund der Inflation seine Schulden los – und die Bürger all ihre Ersparnisse.

Gründe, warum die Inflation bei Schulden für Immobilien & Co. kaum hilft

Warum werden Schulden bei Inflation weniger wert?
Warum werden Schulden bei Inflation weniger wert?

Können Verbraucher bzw. Schuldner auf ähnliche Weise wie ein Staat von der Inflation profitieren und sich entschulden? Wer während der Inflation die Schulden für sein Haus abzahlt, könnte so z. B. auf folgenden Gedanken kommen:

Der nominale Betrag der Kreditsumme bleibt zwar gleich, aber weil das Geld an Wert verliert, sinkt auch der reale Wert der Kreditschulden. Sie lassen sich also leichter tilgen.

Einfach ausgedrückt: Die Inflation ist gut bei Schulden, weil sich diese quasi „weginflationieren“. Das funktioniert aus den folgenden Gründen aber nicht:

  • Banken verlangen üblicherweise Zinssätze, die oberhalb der Inflationsrate liegen, wenn sie einen Kredit vergeben. Nur wenn die Inflation plötzlich unerwartet hoch ansteigt – auf mindestes 15 % – könnte die Inflation die Schulden so entwerten, dass Schuldner davon profitieren.
  • Doch selbst eine galoppierende Inflation spielt dem Schuldner nicht unbedingt in die Hände. Denn Banken reagieren auch auf solche Entwicklung und passen ihre Konditionen nach Ablauf der Zinsbindungsfrist entsprechend an. Für die Anschlussfinanzierung verlangen sie dann höhere Zinsen.
  • Auch während einer (zunehmenden) Inflation müssen Schulden weiterhin bezahlt werden. Steigt das Einkommen nicht gleichermaßen oder stärker als die Inflationsrate, kann das schwierig werden. Zwar bleiben die Schulden konstant, aber die Lebenshaltungskosten steigen und müssen ebenfalls bezahlt werden.

Während der Inflation sind Schulden unter Umständen vorteilhafter als Ersparnisse. Wer einen günstigen Kredit ergattert und sich dafür eine Immobilie kauft, profitiert von Inflationsphasen – seine anhaltende Zahlungsfähigkeit immer vorausgesetzt.

Verbraucher, die bei einer Inflation hohe, variable Schulden machen, stehen jedoch schnell auf der Verliererseite. Zwar fällt der Wert seiner Schulden möglicherweise, doch sein Einkommen verliert im schlimmsten Fall auch an Wert. Und trotzdem muss der Schuldner die Schulden bezahlen und seinen Lebensunterhalt (bei inflationsbedingt steigenden Kosten) bestreiten.

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Über den Autor

Franziska
Franziska L.

Seit 2017 verstärkt Franziska das Redaktionsteam von schuldnerberatung.de. In ihren Texten vermittelt sie Wissen rund um Schuldenabbau, Finanzen sowie Verbraucherschutz und beantwortet Fragen zur Insolvenz und Zwangsvollstreckung. Entsprechendes Fachwissen bringt sie aus ihrer juristischen Ausbildung mit.

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