Das Wichtigste zu den Ursachen für eine Überschuldung
Einer der Hauptgründe für eine Überschuldung ist ein dauerhaftes Niedrigeinkommen. Geringverdienern gelingt der Ausweg aus der Schuldenfalle weniger als anderen überschuldeten Menschen. An dieser Stelle listen wir alle sechs Gründe für eine Überschuldung auf.
Eine Überschuldung hat wirtschaftliche und psychosoziale Auswirkungen. Die Schuldner erhalten Mahnungen und müssen sich mit Inkassounternehmen oder Rechtsanwälten auseinandersetzen. Im schlimmsten Fall droht die Zwangsvollstreckung – und bei Mietschulden die Kündigung des Vermieters und schließlich die Wohnungs- bzw. Obdachlosigkeit. Überschuldung belastet Menschen auch seelisch, löst Existenzängste und Depressionen aus.
Menschen, die ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können, sollten sich schnellstmöglich Hilfe bei einer Schuldnerberatung suchen. Staatliche und gemeinnützige Beratungsstellen helfen mitunter auch dabei, die Ursachen für eine Überschuldung zu beseitigen.
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Inhalt
Was sind die Ursachen für Überschuldung?
Viele Menschen nehmen einen Kredit auf, um beispielsweise einen Hauskauf zu finanzieren oder weil sie ein neues Auto brauchen. Solange sie diese Verbindlichkeiten problemlos bezahlen können, ist alles in Ordnung. Sie sind zwar verschuldet, aber weiterhin zahlungsfähig.
Die Überschuldung hingegen ist ein schleichender Prozess, der erst dann beginnt, wenn jemand fällige Forderungen nicht mehr bezahlen kann. Wer seine Schulden nicht mehr bewältigen und Verbindlichkeiten dauerhaft nicht mehr erfüllen kann, ist überschuldet.
Nicht immer haben die Betroffenen ihre Notsituation selbst verschuldet. Vielmehr gibt es objektive Gründe für eine Überschuldung, die die Menschen eben nicht so ohne weiteres beeinflussen können.
Nach dem SchuldnerAtlas 2022 lassen sich folgende Gründe für eine Überschuldung ausmachen:
- Längerfristiges Niedrigeinkommen
- Arbeitslosigkeit und gescheiterte Selbstständigkeit
- Erkrankung, Unfall, Sucht
- Trennung, Scheidung, Todesfall
- Unwirtschaftliche Haushaltsführung
1) Dauerüberschuldung durch langfristiges Niedrigeinkommen
Eine der wichtigsten Gründe für eine Überschuldung ist längerfristiges Niedrigeinkommen. Dauerhaft einkommensschwachen Menschen gelingt der Ausstieg aus der Schuldenfalle in der Regel am wenigsten.
Ihre Einkünfte reichen schlichtweg nicht aus, um den Lebensunterhalt zu bestreiten und größere Anschaffungen zu finanzieren. Die Inflation und steigende Preise verschärfen ihre Situation.
2) Arbeitslosigkeit und gescheiterte Selbstständigkeit
Wenn infolge des Jobverlusts ein wesentlicher Teil des Einkommens wegbricht, wird es schwieriger, bestehende Verbindlichkeiten zu bezahlen. Damit ist Arbeitslosigkeit einer der Hauptauslöser für eine Überschuldung, insbesondere wenn es dem Betroffenen nicht gelingt, schnell eine neue Arbeitsstelle zu finden.
Auch Freiberufler, Selbstständige und Kleinunternehmer können in die Schuldenfalle geraten. Mögliche Ursachen für deren Überschuldung sind beispielsweise fehlende Rücklagen für Steuervorauszahlungen, unzureichende kaufmännische Kenntnisse und ausbleibende Folgeaufträge.
3) Erkrankung, Unfall, Sucht als Gründe für eine Überschuldung
Wer dauerhaft erkrankt oder lange Zeit mit den gesundheitlichen Folgen eines Unfalls zu kämpfen hat, kann ebenfalls schnell in die finanzielle Schieflage geraten – trotz sorgfältiger Planung.
Denn der Arbeitgeber zahlt bei krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit nur für sechs Wochen das volle Gehalt. Danach bekommen Arbeitnehmer für höchstens 78 Wochen Krankengeld als Lohnersatz von der Krankenkasse – und das ist deutlich weniger Geld.
Endet diese Krankengeldzahlung (sog. Aussteuerung), erhalten die Betroffenen Arbeitslosengeld. Sie können Erwerbsminderungsrente beantragen, wenn sie aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr in der Lage sind, einer Arbeit nachzugehen.
Diese Rente entspricht aber höchstens einem Drittel des monatlichen Bruttogehalts. Wegen dieser drastischen Einkommenseinbußen gelten Krankheiten und Unfälle als Gründe für eine Überschuldung.
4) Trennung und Scheidung
Trennung und Scheidung sind ebenfalls Ursachen für eine Überschuldung. Insbesondere alleinerziehende Frauen und Männer geraten schnell in finanzielle Schwierigkeiten. Der Grund dafür sind unter anderem die Kosten der Scheidung, die im günstigsten Fall bei etwa 900 € liegen, schlimmstenfalls aber auch schnell die Marke von 4.000 € erreichen können.
Hinzu kommen die Kosten für einen neuen eigenen Haushalt und bei dem unterhaltspflichtigen Ex-Partner die laufenden Unterhaltszahlungen für den hilfebedürftigen Ehepartner und die gemeinsamen Kinder.
5) Unwirtschaftliche Haushaltsführung
Die Gründe für eine Überschuldung sind aber nicht immer nur auf die äußeren Lebensumstände zurückzuführen. Vielmehr ist auch das Verhalten und die Einstellung der Menschen ausschlaggebend dafür, ob und wie tief sie in die Schuldenfalle geraten:
- Wer über seine Verhältnisse lebt und auf Status, Marken und Konsum fixiert ist, kann früher oder später seine Rechnungen nicht mehr bezahlen.
- Auch fehlende finanzielle Bildung und Selbstüberschätzung erhöhen die Gefahr einer Überschuldung.
Übrigens: Laut dem Statistischen Bundesamt hatten 28 % der überschuldeten Personen im Jahr 2021 Schulden bei Onlinehändlern. Das „Buy now pay later“-Prinzip ist ein Einstieg in die Schuldenfalle und in die schleichende Überschuldung, weil der Überblick über die eigenen Verbindlichkeiten verloren geht.
Video: So kommen Sie aus der Überschuldung raus