Das Wichtigste zum Geldsystem
Zum einen gibt es verschiedene Geldarten wie Bargeld und Buchgeld und zum anderen verschiedene Finanzsysteme, beispielsweise das zweistufige Geldsystem und das Vollgeldsystem. Möglicherweise gibt es mit der Einführung des digitalen Euro auch ein digitales Geldsystem – hierzu läuft aktuell noch die Untersuchungsphase (Stand: März 2023). An dieser Stelle lesen Sie mehr über Geld als Zahlungsmittel.
Seit etwa zwei Jahrhunderten haben wir ein zweistufiges Geldsystem mit den herkömmlichen Geschäftsbanken und der Zentralbank, die das gesetzliche Zahlungsmittel zur Verfügung stellt und kontrolliert.
In unserem heutigen Geldsystem schafft die Zentralbank das Zentralbankgeld – sie hat das Monopol inne, den Euro als gesetzliches Zahlungsmittel im Umlauf zu bringen. Allerdings können auch die Geschäftsbanken Geld schöpfen – quasi aus dem Nichts, indem sie Kredite vergeben, die nicht unbedingt durch entsprechende Einlagen gedeckt sind. Wie das funktioniert, erfahren Sie in diesem Abschnitt.
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Inhalt
Was ist Geld und welche Funktionen hat es?
Um unser Geldsystem zu verstehen, müssen wir uns zuerst mit der Frage befassen, was Geld überhaupt ist. Muscheln, Münzen, Banknoten, EC-Karte – als Geld kann alles Mögliche fungieren, ohne dass es selbst einen besonderen Wert hat.
Unsere heutigen Geldscheine zum Beispiel sind streng genommen wertlos – es ist einfach nur bunt bedrucktes Papier. Was es zu Geld macht, ist die Tatsache, dass unsere Gesellschaft es als Tausch- und Zahlungsmittel akzeptiert und dass wir darauf vertrauen, dass wir damit auch morgen noch einkaufen und Dienstleistungen in Anspruch nehmen können.
In der Euro-Zone sind die Euro-Münzen und Banknoten gesetzliches Zahlungsmittel. Für das Buchgeld, das sich auf unseren Konten befindet und das in Form von Krediten im Umlauf ist, gilt das übrigens nicht. Buchgeld ist kein gesetzliches Zahlungsmittel und trotzdem allgemein anerkannt – ein sehr wichtiger Aspekt in unserem zweistufigen Geldsystem. Aber darauf kommen wir später noch einmal zurück – und zwar hier.
Halten wir Folgendes fest: Dem Geld muss ein bestimmter Wert zugewiesen werden. Es muss haltbar und wertbeständig, leicht transportierbar und teilbar sein, um als Tauschmittel verwendet werden zu können. Das Wichtigste aber ist Vertrauen: Die Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass sie mit dem einmal festgelegten Zahlungsmittel auch Dinge kaufen können.
Geld hat folgende Funktionen in unserem Geldsystem:
- Als Tausch- und Zahlungsmittel vereinfacht es den Austausch von Gütern und ermöglicht Finanztransaktionen, beispielsweise das Aufnehmen eines Kredits.
- Geld vereinfacht als Recheneinheit unser Wirtschaftsleben, weil wir den Wert von Waren miteinander vergleichen und die Herstellungskosten von Gütern berechnen können.
- Geld gibt uns als Wertaufbewahrungsmittel die Möglichkeit zu sparen und Vermögen aufzubauen.
Fiat-Geld, Bretton Woods und die Golddeckung
Geld besitzt in unserem heutigen Geldsystem keinen Eigenwert mehr. Ausschlaggebend ist allein der Nominalwert – die Zahl, die auf den Schein gedruckt oder in die Münze geprägt wurde.
Der 10-€-Schein ist nur deshalb 10 € wert, weil die Europäische Zentralbank das sagt und wir es akzeptieren.
Deshalb wird das heutige Geld auch Fiat-Geld genannt, weil es quasi aus dem Nichts entsteht und keinen inneren Wert hat. Die Zentralbank kann die Euro-Scheine und Münzen einfach so herstellen. Das war allerdings nicht immer so:
- Früher bestanden Währungen oft direkt aus Gold oder Silber, also aus wertvollem Edelmetall. Dementsprechend knapp war auch das Geld.
- Oder aber die jeweilige Banknote garantierte einen festen Umtauschkurs: Man konnte dieses Geld bei der Bank gegen Gold umtauschen.
In unserem heutigen Geldsystem ist das Geld nicht mehr an Gold gekoppelt. Bis 1971 allerdings gab es eine feste Golddeckung: Der Wert des Dollars war eng mit Gold verbunden – eine Unze Gold kostete 35 Dollar. Die anderen wichtigen Währungen, auch die D-Mark, waren indirekt an Gold gekoppelt, weil es damals feste Wechselkurse zum Dollar gab. So wurde der Dollar zur weltweiten Ankerwährung.
Dieses nach dem 2. Weltkrieg als Bretton-Woods-System benannte Geldsystem kollabierte Anfang der 1970er Jahre, als der Wirtschaftsboom endete, die Inflation stieg und das Vertrauen in den Dollar schwand.
Zweistufiges Geldsystem mit Banken und Zentralbanken
Wenn Geld auf Vertrauen beruht und wir Bar- und Buchgeld verwenden, wie funktioniert dann unser Geldsystem? Die heute oft noch vorherrschende Vorstellung vom System des Geldes sieht wie folgt aus:
- Die Europäische Zentralbank (EZB) schöpft Geld, indem sie Münzen und Banknoten ausgibt. Auf diese Art steuert sie die im Umlauf befindliche Geldmenge und kontrolliert die Inflation.
- Die Menschen legen ihr Geld bei den Geschäftsbanken an und diese wiederum verleihen es an Kreditnehmer.
Das ist jedoch eine stark verkürzte Sicht der Dinge. Denn Tatsache ist, dass die Banken Kredite völlig unabhängig von den vorhandenen Spareinlagen vergeben. Und die EZB kann die Geldmenge kaum steuern, weil sie nicht die einzige Instanz ist, die Geld schöpft. Beides hängt unmittelbar miteinander zusammen.
Schauen wir uns das Geldsystem einmal genauer an. Seit etwa zwei Jahrhunderten haben wir ein sogenanntes Zweistufensystem:
- Zunächst einmal gibt es die Geschäftsbanken. Das sind die Banken, bei denen wir unser Giro- oder Tagesgeldkonto eingerichtet haben. Ihre ursprüngliche Aufgabe besteht darin, unsere Ersparnisse zu verwahren und Kredite zu vergeben.
- Die staatliche Zentralbank bzw. die EZB bringt das gesetzliche Zahlungsmittel in Umlauf, das sogenannte Zentralbankgeld. Es besteht aus einerseits aus Bargeld und andererseits aus dem Sichtguthaben der Banken bei der Zentralbank. Außerdem fungiert die Zentralbank als Kreditgeberin für die Geschäftsbanken.
Wie entsteht das Geld wirklich in unserem Geldsystem?
Die Crux beim Kerngeschäft der Banken ist, dass sie deutlich mehr Kredite vergeben, als sie an Einlagen zur Verfügung haben. Auf diese Art schöpfen sie sogar neues Geld, das sogenannte Buchgeld.
Wenn eine Bank zum Beispiel 5.000 € als Kredit an einen Kreditnehmer vergibt, dann schreibt sie ihm diesen Betrag als Sichteinlage (Guthaben) auf seinem Konto gut und schafft damit neues Buchgeld. Die Kreditforderung verbucht sie in ihrer Bilanz auf der Aktivseite und die Sichteinlage als Verbindlichkeit auf der Passivseite der Bilanz.
Streng genommen ist dieses Buchgeld kein gesetzliches Zahlungsmittel. Das spielt aber keine Rolle, weil die Bankkunden dieses Buchgeld gegen Bargeld umtauschen oder für Überweisungen und andere Transaktionen nutzen können.
In unserem heutigen Geldsystem verleihen die Banken also Geld, das sie gar nicht haben bzw. sie verleihen die Einlagen ihrer Kunden gleich mehrfach. Das funktioniert aber nur, weil sie davon ausgehen können, dass ihnen wieder neue Einlagen zufließen. Außerdem können Banken ihre Defizite ausgleichen, indem sie Kredite bei anderen Banken aufnehmen oder indem sie sich direkt über die Zentralbank refinanzieren.
Trotzdem benötigen die Banken auch Zentralbankgeld – und zwar dann, wenn sich ein Kreditnehmer den Kredit als Bargeld auszahlen lässt. Außerdem müssen Banken echtes Zentralbankgeld als Mindestreserve zurücklegen. Allerdings ist diese obligatorische Reserve lächerlich klein – sie beträgt gerade mal 1 % der Spareinlagen.
Unser heutiges Geld besteht nur zu einem Bruchteil aus Bargeld, den weitaus größeren Anteil bildet das Buchgeld. Damit beruht das aktuelle Geldsystem überwiegend auf Schulden – auf Krediten, die irgendjemand zurückzahlen muss.
Genau das birgt zahlreiche Gefahren:
- Zum einen schöpfen die Banken auf diese Art riesige Geldmengen, die sich kaum noch kontrollieren lassen – auch nicht von der Europäischen Zentralbank.
- Und zum anderen werden Schulden eben nicht immer zurückgezahlt – und wenn dieses Problem überhand nimmt, gerät die Bank schnell selbst ins Schlingern und damit auch ihre Kunden, deren Ersparnisse in Gefahr sind. Genau dieses Problem war eine Ursache für die Finanzkrise 2008, als zu viele „faule“ Kredite im Umlauf waren.
Alternative zum Schuldgeldsystem: Das Vollgeldsystem
Eine Alternative zu dem auf Schulden basierenden Geldsystem ist das Vollgeldsystem, bei dem die Banken nicht mehr selbst Geld schöpfen können.
Stattdessen müssen alle Kredite, die die Banken vergeben, auch entsprechend mit Bargeld bei der Zentralbank unterlegt sein. Auch Einlagen müssen im Vollgeldsystem mit Barreserven hinterlegt sein, sodass die Bank diese Einlagen nur noch treuhänderisch verwalten.
Damit hätte die Zentralbank wieder vollständige Kontrolle über die Geldmenge und könnte diese je nach wirtschaftlicher Entwicklung steuern. Genau das bemängeln die Kritiker dieses Geldsystems jedoch. Sie befürworten eher eine durch den Markt geregelte Kreditvergabe.