Forfaitierung – Erklärung, Bedeutung, Vor- und Nachteile

Kurz & knapp: Das Wichtigste zur Forfaitierung

Was bedeutet Forfaitierung?

Forfaitierung heißt laut Definition, dass ein Finanzdienstleister – der Forfaiteur – Geldforderungen aus Dienstleistungen oder dem Verkauf von Waren kauft. Das die Forderungen verkaufende Unternehmen – der Forfaitist – bekommt dafür sofort Geld ausgezahlt und steigert damit seine Liquidität.

Gibt es dafür ein Anwendungsbeispiel?

Die Forfaitierung kommt beim Leasing häufig zum Einsatz: Dabei verkauft das Leasingunternehmen zum Beispiel seine Leasingraten, die es für ein bestimmtes Fahrzeug bekommt, an eine Bank und erhält dafür sofort den entsprechenden Geldbetrag als Gegenwert ausgezahlt. Lesen Sie hier ausführlich darüber.

Was ist der Unterschied zwischen Factoring und Forfaitierung?

Bei beiden Finanzierungsinstrumenten handelt es sich rechtlich betrachtet um eine Forderungsverkauf. Die Forderung wird also an einen neuen Gläubiger abgetreten. Insofern bestehen keine Unterschiede. Allerdings unterscheiden sich die Geschäftspraktiken leicht, was wir an dieser Stelle genauer erörtern.

Was ist Forfaitierung? Ein Beispiel zur Veranschaulichung

Wie funktioniert Forfaitierung?
Wie funktioniert Forfaitierung?

Die Forfaitierung lässt sich gut am Beispiel eines Leasingunternehmens erklären: Dieses vermietet verschiedene PKW-Modelle an seine Leasingnehmer und erhält dafür monatliche Ratenzahlungen. Nun möchte das Unternehmen ein neues hochwertiges Fahrzeug anschaffen.

Um dafür mehr liquide Mittel zur Verfügung zu haben und seinen Finanzierungsbedarf zu decken, verkauft das Leasingunternehmen seine Forderungen – die Leasing-Raten – aus einem ganz konkreten Leasingvertrag an die Bank. Es sind also zwei Parteien direkt an der Forfaitierung beteiligt: der Forderungsverkäufer (Forfaitist) und der Forderungskäufer (Forfaiteur). Der Schuldner der verkauften Forderung ist als dritte Partei nur mittelbar beteiligt.

Für das Leasingunternehmen ist die Forfaitierung eine gute Alternative zu einem herkömmlichen Kredit. Der Leasingnehmer, der das geleaste Fahrzeug nutzt, erfährt davon normalerweise nichts. Denn meistens erfolgt die Forfaitierung als stille Zession bzw. Abtretung. Er bezahlt weiterhin seine Raten, nur dass im Hintergrund ein Gläubigerwechsel stattgefunden hat.

Echte und unechte Forfaitierung: Ein Forfaitierungsvertrag zeichnet sich in der Regel dadurch aus, dass der Verkäufer der Forderungen nicht für den Fall haftet, dass der Schuldner nicht zahlt. Stattdessen übernimmt der Käufer (Forfaiteur) dieses Veritätsrisiko. In diesem Fall handelt es sich um eine echte Forfaitierung. Im Gegensatz dazu kann der Käufer bei der unechten Forfaitierung im Falle eines Zahlungsausfalls auf den Verkäufer zurückgreifen und in Regress nehmen – das kommt in der Praxis allerdings kaum vor.

Betrugsgefahr bei der Forfaitierung

Die ankaufende Bank überprüft die später fällig werdenden Forderungen sehr genau, weil die Gefahr besteht, dass die verkauften Forderungen gar nicht bestehen, sondern erfunden sind. Zwar haftet der Forderungsverkäufer für den rechtlichen Bestand der Forderung, aber diese Haftung läuft ins Leere, wenn der Verkäufer in krimineller Absicht handelt.

Deshalb verlangen Banken gewöhnlich verschiedene Sicherheiten als Kontrolle, um dieses Betrugsrisiko zu minimieren, zum Beispiel:

  • alle vollständigen Unterlagen zu den übertragenen Geldforderungen
  • Schuldanerkenntnis des Schuldners der verkauften Forderung
  • Bonitätsnachweise
  • Nachweise zum Leasingobjekt
  • Sicherungsübereignung des Leasingobjekts, z. B. wenn dieses mithilfe der Geldsumme aus der Forfaitierung finanziert / angeschafft wird

Voraussetzungen für einen Forfaitierungsvertrag

Forfaitierung: Typische Anbieter sind Banken.
Forfaitierung: Typische Anbieter sind Banken.

In der Praxis ist die Forfaitierung an verschiedene Bedingungen geknüpft:

  • Die zu übertragende Forderung muss unwiderruflich und einredefrei sein. Einredefrei heißt, dass der Schuldner keinerlei Rechte haben darf, um die Leistung an den Gläubiger zu verweigern, beispielsweise weil die Forderung verjährt ist.
  • Der Schuldner muss kreditwürdig sein und eine einwandfreie Bonität nachweisen können.
  • Es gibt zwar keine allgemeingültige Regel, welche Höhe die anzukaufende Forderung haben muss. Dies variiert von Anbieter zu Anbieter. Normalerweise verlangen Forderungskäufer (Forfaiteure) aber einen Mindestbetrag von 50.000 Euro.
  • Vor allem bei einer Forfaitierung im Exportwesen spielt auch die Währung eine wichtige Rolle. Forfaiteure kaufen Forderungen sowohl in Eurobeträgen als auch in Fremdwährungen. Sie verlangen aber gewöhnlich Währungen, die weltweit akzeptiert und frei umtauschbar sind.
  • Auch die Laufzeit kann – vor allem im Exportwesen – variieren. Bei Schuldnerländern mit einer nicht allzu hohen Bonität beschränken die Forfaiteure die Laufzeit gewöhnlich auf etwa ein bis drei Jahre. Besteht hingegen kein Anlass zu Zweifeln an der Bonität, sind Laufzeiten von bis zu zehn Jahren möglich.
  • Häufig verlangen Forfaitierungsunternehmen zusätzliche Sicherheiten, beispielsweise ein Akkreditiv, eine Bankgarantie oder eine Exportversicherung.

Bei der echten Forfaitierung muss sich der Forderungsverkäufer nicht mehr um die Forderung kümmern und diese gegebenenfalls beim Kunden eintreiben. Darum kümmert sich der Forfaiteur. Dafür muss der Forfaitist, also der Verkäufer für die Kosten der Forfaitierung aufkommen. Diese setzen sich wie folgt zusammen:

  • Marktübliche Refinanzierungskosten
  • Risikoaufschlag (Abzinsungssatz) – ist abhängig vom Zahlungsziel und der Kreditwürdigkeit des Schuldners der übertragenen Forderung

Forfaitierung vs. Factoring: Der Unterschied

Forfaitierung: Die Bank prüft die Forderungen sehr genau, bevor sie diese ankauft.
Forfaitierung: Die Bank prüft die Forderungen sehr genau, bevor sie diese ankauft.

Aus rechtlicher Sicht unterscheiden sich Factoring und Forfaitierung nicht. Es handelt sich in beiden Fällen um einen Forderungsverkauf bzw. um die Abtretung von Forderungen, die sich nach den Vorschriften der §§ 398, 433, 453 BGB richtet.

Allerdings ergeben sich in der Geschäftspraxis einige feine Unterschiede:

  • Forderungskäufer beim Factoring ist ein Factoring-Unternehmen (und manchmal auch ein Inkassodienstleister). Bei der Forfaitierung kauft eine Bank die Forderungen.
  • Das Factoring-Unternehmen kauft nicht nur Forderungen, sondern bietet darüber hinaus weitere Dienstleistungen an, beispielsweise das Forderungsmanagement inklusive Mahnwesen sowie die Debitorenbuchhaltung.
  • Während beim Factoring in der Regel viele kleinere oder mittelgroße Forderungen verkauft werden, geht es bei der Forfaitierung um sehr große Geldbeträge.
  • Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass das Factoring-Unternehmen häufig zwar bestimmbare, aber erst in der Zukunft entstehende Forderungen kauft, während sich die Forfaitierung auf ganz konkrete, bereits existierende Forderungen bezieht.
  • Für das Factoring sind eher verkaufte Forderungen mit einer relativ kurzen Laufzeit typisch. Bei der Forfaitierung beträgt die Laufzeit sogar fünf bis zehn Jahre.

Vorteile der Forfaitierung und Nachteile

Gerade im Export und für Leasing-Unternehmen bietet die Forfaitierung eine interessante Möglichkeit, um die eigene Liquidität zu steigern. Allerdings hat diese Finanzierungsform nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile, die wir im Folgenden gegenüberstellen:

Vorteile:

  • Der Forderungsverkäufer erhält einen Großteil der Forderungssumme sofort ausbezahlt. Das steigert seine Liquidität.
  • Das Veritätsrisiko (Ausfallrisiko) geht vollständig auf den Forfaiteur über. Er übernimmt damit auch eine Inkassofunktion.
  • Weil der Forderungsverkäufer nun über liquide Mittel statt über Geldforderungen verfügt, entlastet er damit seine Bilanz.
  • Bei einer Forfaitierung durch einen Exporteur erlischt für diesen das Kursrisiko in dem Moment, in dem er die Forderung verkauft.

Nachteile:

  • Der Preis der Forfaitierung ist oft relativ hoch.
  • Je nach Länderrisiko ergeben sich große Preisunterschiede bei der Forfaitierung im Exportsektor.
  • Die Abwicklung erfolgt häufig nicht standardisiert und ist deshalb mitunter recht aufwendig.
  • Aus der Perspektive des Ankäufers der Forderung birgt das Betrugsrisiko einen großen Nachteil. Er macht intensive Kontrollmaßnahmen notwendig.

Eine Forfaitierung kann sinnvoll sein für eine Exportfinanzierung oder bei Leasinggeschäften. Sie lohnt sich insbesondere bei hohen Forderungssummen und mehrjährigen Zahlungszielen.

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (36 Bewertungen, Durchschnitt: 3,94 von 5)
Loading ratings...Loading...

Über den Autor

Franziska
Franziska L.

Seit 2017 verstärkt Franziska das Redaktionsteam von schuldnerberatung.de. In ihren Texten vermittelt sie Wissen rund um Schuldenabbau, Finanzen sowie Verbraucherschutz und beantwortet Fragen zur Insolvenz und Zwangsvollstreckung. Entsprechendes Fachwissen bringt sie aus ihrer juristischen Ausbildung mit.

Bildnachweise

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert