Das Wichtigste zur Armutsgrenze
Die Armutsgrenze in Deutschland variiert je nach Haushaltstyp. Zahlen aus dem Jahr 2022 gaben an, dass für eine alleinstehende Person die Armutsgrenze bei etwa 1.189 Euro netto im Monat lag. Für Paare ohne Kinder betrug sie 1.783 Euro netto monatlich. Genaue Zahlen für die verschiedenen Haushaltstypen können Sie hier nachlesen.
Die Armutsgrenze in Deutschland basiert auf dem Medianeinkommen und beträgt 60 % des durchschnittlichen Nettoeinkommens der Bevölkerung. Zunächst erfolgt die Ermittlung des Medianeinkommens, gefolgt von einer Anpassung, um Haushalte unterschiedlicher Größe vergleichbar zu machen. Schließlich wird die 60 %-Schwelle festgelegt und für verschiedene Haushaltstypen angepasst. Wie genau dieser Prozess abläuft, erklären wir Ihnen hier.
Die Armut in Deutschland betrifft bestimmte Bevölkerungsgruppen stärker als andere. Zu den besonders gefährdeten Gruppen gehören Alleinerziehende und ihre Kinder, Familien mit drei oder mehr Kindern, erwerbslose Personen, Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss, Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sowie Rentnerinnen und Rentner.
Inhalt
Die Armutsgrenze als Indikator für Armut und Reichtum?
Wann ist man arm, wann reich? Ab wann beginnt die Armutsgrenze in Deutschland? Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, denn Armut und Reichtum sind relativ. Was für den einen ein Vermögen ist, reicht dem anderen gerade so zum Leben. Doch es gibt eine Grenze, unter der Menschen in Deutschland als arm gelten – die sogenannte Armutsgrenze.
Doch was ist die Armutsgrenze? Die Armutsgrenze ist mehr als nur eine Zahl. Sie ist ein Indikator dafür, wie viele Menschen in einem der reichsten Länder der Welt von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen sind. Und sie zeigt, dass Armut in vielen Ländern ein Problem ist – auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint.
Definition der Armutsgrenze
Die Armutsgrenze ist laut Definition in Deutschland ein Einkommensbetrag, unterhalb dessen eine Person oder eine Familie als arm gilt, da der Erwerb aller lebensnotwendigen Ressourcen nicht mehr möglich ist. Diese Grenze variiert je nach Land und wird häufig anhand des Medianeinkommens der Bevölkerung berechnet. Es handelt sich dabei um einen Schwellenwert, der den Mindestlebensstandard in einer Gesellschaft repräsentiert.
Menschen, deren Einkommen unter dieser Grenze liegt, gelten als nicht in der Lage, ihre grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen und am gesellschaftlichen Leben angemessen teilzuhaben, da sie unter dem Existenzminimum leben.
Wo genau die Armutsgrenze liegt, ist in vielen Ländern ähnlich geregelt. Sie beträgt in den meisten Ländern 60 % des Medianeinkommens. Personen oder Familien, die signifikant weniger verdienen als der Durchschnitt, deren Einkommen als unterhalb dieser Grenze liegt, erhalten Unterstützung , um ein angemessenes Lebensniveau zu gewährleisten.
Es wird dabei zwischen relativer und absoluter Armut unterschieden:
- Die relative Armutsgrenze wird in Bezug auf das durchschnittliche Einkommen und die Lebensstandards in einem bestimmten Land definiert. Personen, die relativ arm sind, besitzen weniger Ressourcen als der Durchschnittsbürger und haben somit nur einen begrenzten Zugang zu bestimmten Gütern und Dienstleistungen.
- Die absolute Armutsgrenze ist erreicht, wenn die Mindestressourcen, die erforderlich sind, um grundlegende Lebensbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und Unterkunft zu befriedigen, nicht vorhanden sind. Die Weltbank definiert die absolute Armutsgrenze derzeit mit einem Einkommen von 1,90 USD pro Tag.
- Die internationale Armutsgrenze, wie sie von der Weltbank festgelegt wird, dient vor allem dem globalen Vergleich und der Messung extremer Armut in Entwicklungsländern. Sie berücksichtigt Kaufkraftparitäten, um Unterschiede in den Lebenshaltungskosten zwischen Ländern auszugleichen. Kaufkraftparitäten bedeuten, dass die Preise für die gleichen Waren und Dienstleistungen in verschiedenen Ländern verglichen werden, sodass ein Dollar überall die gleiche Kaufkraft hat.
- Nationale Armutsgrenzen hingegen werden von einzelnen Ländern festgelegt und berücksichtigen die spezifischen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen des jeweiligen Landes.
- Die Armutsgrenze weltweit betrachtet zeigt, wie unterschiedlich Armut definiert und gemessen wird, abhängig von regionalen und wirtschaftlichen Gegebenheiten.
Armutsgrenze und Einkommen: Brutto- vs. Nettoeinkommen
Für die Berechnung der Armutsgrenze netto in Deutschland wird in der Regel das Nettoeinkommen herangezogen. Das Nettoeinkommen ist das Einkommen, das einer Person oder einem Haushalt nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben zur Verfügung steht. Es spiegelt am besten wieder, wie viel Geld einem Haushalt tatsächlich für den Lebensunterhalt zur Verfügung steht. Dieses Nettoeinkommen umfasst alle regelmäßigen Einnahmen wie Löhne, Gehälter, Renten, Sozialleistungen und andere Einkünfte, abzüglich der gesetzlich vorgeschriebenen Abgaben, und bietet somit ein realistisches Bild der finanziellen Situation eines Haushalts.
Das Bruttoeinkommen, also das Einkommen vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben, wird für die Berechnung normalerweise nicht verwendet, da dieses Einkommen die Armutsgrenze und die tatsächliche finanzielle Situation eines Haushalts weniger genau abbildet.
Die Situation in Deutschland
Was ist die Armutsgrenze in Deutschland und wie wird sie berechnet? In Deutschland wird die Armutsgrenze durch das Statistische Bundesamt auf Basis des Medianeinkommens ermittelt. Sie liegt bei 60 % des durchschnittlichen Einkommens der Bevölkerung. Wer weniger als 60 % dieses durchschnittlichen Nettoeinkommens zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet. Die Betroffenen sind nicht in der Lage, ihre Rechnungen für Miete und Strom zu bezahlen, einen kurzen Urlaub zu finanzieren oder einmal im Monat mit Freunden oder der Familie essen zu gehen. Dies entspricht der relativen Armut und stellt sicher, dass die Definition der Armut an die Lebensstandards und Kosten in Deutschland angepasst ist.
Wo liegt die aktuelle Armutsgrenze in Deutschland?
Die aktuelle deutsche Armutsgrenze beträgt etwa 1.126 Euro netto im Monat für eine alleinstehende Person. Für Paare ohne Kinder liegt die Grenze bei 1.689 Euro netto monatlich. Diese Werte werden regelmäßig angepasst, sodass die neue Armutsgrenze den Änderungen in den Lebenshaltungskosten und dem allgemeinen Einkommensniveau Rechnung tragen kann. Die neusten Zahlen stammen aus dem Jahr 2022 und wurden durch die statistischen Ämter des Bundes und der Länder bereitgestellt.
Nach Angaben des aktuellen Armutsberichts des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes waren im Jahr 2022 16,8 Prozent der Gesamtbevölkerung (14,2 Millionen Menschen) von Armut in Deutschland betroffen.
Bei welchem Einkommen beginnt die Armutsgrenze?
Ein unterhalb der Armutsgrenze liegendes Gehalt bedeutet, dass das Einkommen nicht ausreicht, um die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu decken und um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Für eine alleinstehende Person liegt diese Grenze derzeit bei etwa 1.126 Euro netto im Monat. Für Paare ohne Kinder liegt sie bei 1.689 Euro netto monatlich. Familien mit Kindern haben entsprechend höhere Schwellenwerte, die an die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen angepasst sind.
Wie wird die Armutsgrenze in Deutschland berechnet?
Die Berechnung der Armutsgrenze in Deutschland erfolgt in mehreren Schritten:
- Ermittlung des Medianeinkommens: Zunächst wird das mittlere Einkommen (Median) aller Haushalte in Deutschland ermittelt. Der Median teilt die Bevölkerung in zwei gleich große Hälften: 50% haben ein höheres und 50% ein niedrigeres Einkommen.
- Äquivalisierung: Um Haushalte unterschiedlicher Größe vergleichbar zu machen, wird das Haushaltseinkommen durch einen Faktor geteilt, der die Anzahl und das Alter der Haushaltsmitglieder berücksichtigt. Dabei wird angenommen, dass größere Haushalte Einspareffekte haben, z. B. bei der Miete und den Nebenkosten.
- Festlegung der 60 %-Schwelle: Die Armutsgrenze wird bei 60 % des medianen Nettoäquivalenzeinkommens angesetzt.
- Anpassung für verschiedene Haushaltstypen: Die ermittelte Grenze wird dann für verschiedene Haushaltstypen angepasst, indem sie mit dem jeweiligen Äquivalenzfaktor multipliziert wird.
Beispielsweise betrug das Medianeinkommen in Deutschland im Jahr 2023 etwa 3.100 Euro brutto im Monat. Nach Abzug der Steuern und Sozialabgaben ergibt sich ein Medianeinkommen von etwa 1.877 Euro netto im Monat. Die Armutsgrenze wird demnach bei 60 % dieses Betrags festgelegt, also bei etwa 1.126 Euro netto im Monat für einen Single-Haushalt.
Die Armutsgrenze wird regelmäßig überprüft und angepasst, um den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen und Lebenshaltungskosten gerecht zu werden. Dies stellt sicher, dass die Armutsgrenze ein realistisches Maß für die finanzielle Notlage bleibt und bedürftige Personen angemessen unterstützt werden können.
Sie können ihre persönliche Armutsgrenze mit einem Rechner, den Sie online von verschiedenen Anbietern finden können, selbst berechnen und herausfinden, ob Sie selbst von Armut bedroht sind.
Unterscheidung nach Haushaltstypen
Die relative Armutsgrenze in Deutschland variiert je nach Haushaltsgröße und der Zusammensetzung des Haushalts, da unterschiedliche Haushaltskonstellationen auch unterschiedliche Lebenshaltungskosten mit sich bringen.
Die Armutsgrenze für einen Single liegt bei 1.189 Euro netto im Monat, während die Armutsgrenze für 2 Personen bei 1.783 Euro netto im Monat beträgt. Für die Armutsgrenze einer 4 köpfigen Familie werden etwa 2.496 Euro netto im Monat angesetzt. Die Armutsgrenze für Alleinerziehende mit einem Kind liegt bei etwa 1.546 Euro netto im Monat. Die Armutsgrenze bei Rentnern hängt stark von ihrer individuellen Situation ab und viele Menschen sind hier von der Altersarmut betroffen.
Diese Werte bieten eine Orientierung, um finanzielle Notlagen zu erkennen und zu verstehen. Die individuelle Lebenssituation kann jedoch erheblich variieren.
Kritik und Diskussion
Das Konzept der Armutsgrenze, insbesondere der relativen Armutsgrenze, ist nicht unumstritten. Für die Armutsgrenze in Deutschland ist das Einkommen Grundlage für die Definition. Kritiker argumentieren, dass eine rein einkommensbasierte Definition von Armut jedoch zu kurz greift und andere wichtige Aspekte wie Vermögen, Bildung oder Gesundheit außer Acht lässt. Zudem kann eine Erhöhung des allgemeinen Wohlstands paradoxerweise zu einem Anstieg der relativen Armut führen, wenn die Einkommensungleichheit zunimmt.
Dennoch bleibt die Armutsgrenze ein wichtiges Instrument zur Messung und Beobachtung von Armut. Sie ermöglicht Vergleiche zwischen verschiedenen Regionen und Zeiträumen und hilft bei der Entwicklung und Evaluation von Sozialpolitik.