Das Wichtigste zu Inflation und Leitzins
Bei einer Inflation steigen die Preise für Waren und Dienstleistungen insgesamt. Gleichzeitig nimmt die Kaufkraft des Geldes ab. Es wird entwertet, weil man dafür nicht mehr dieselbe Menge an Gütern kaufen kann wie bisher. Diese Entwicklung ist für Verbraucher besonders belastend, wenn ihr Einkommen nicht in gleichem Maße steigt. Denn dann müssen sie mit demselben Einkommen plötzlich höhere Lebenshaltungskosten abdecken.
Die Europäische Zentralbank kann die Inflation indirekt bekämpfen und den Leitzins anheben. Damit beeinflusst sie indirekt Angebot und Nachfrage und das Wirtschaftswachstum.
Vereinfacht gesagt, orientieren sich die Geschäftsbanken am Leitzins und geben eine Erhöhung durch die EZB an ihre Kunden weiter, indem sie höhere Zinsen für Kredite verlangen. Es wird also teurer, einen Kredit aufzunehmen, sodass die Nachfrage danach sinkt. Auf diese Weise beeinflusst die EZB die allgemeine Preisentwicklung. Genauere Details zum Einfluss vom Leitzins auf die Inflation finden Sie an dieser Stelle.
Inhalt
Leitzins und Inflation einfach erklärt
Jahrelang lag der Leitzins auf einem sehr niedrigen Niveau, bis die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer 2022 den Zinssatz aufgrund der steigenden Inflationsrate anhob und damit eine Zinswende einleitete.
Aber warum hebt die EZB den Leitzins bei zunehmender Inflation an? Und was bedeutet das für die Verbraucher?
- Bei einer Inflation steigen die Preise im Laufe der Zeit, während die Kaufkraft des Geldes abnimmt. Das Geld ist weniger wert, weil wir davon nicht mehr so viel kaufen können wie früher. Kennzeichnend für die Inflation ist, dass nicht nur einzelne Preise, etwa für Lebensmittel, steigen, sondern generell das Preisniveau für Waren und Dienstleistungen.
- An dieser Stelle kommt die Europäische Zentralbank (EZB) ins Spiel. Sie ist für die Geld- und Zinspolitik im Euroraum verantwortlich. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, auf ein stabiles Preisniveau für Waren und Dienstleistungen hinzuwirken. Gegen eine zu starke Inflation hebt die EZB den Leitzins an. Doch was hat der Leitzins mit der Inflation zu tun?
- In einer freien Marktwirtschaft bestimmen Angebot und Nachfrage die Preise und nicht eine staatliche Behörde. Deshalb kann die EZB nur indirekt mithilfe einer Leitzinserhöhung der Inflation entgegenwirken. Dann mit einem höheren Zins beeinflusst sie Angebot und Nachfrage und damit auch die Preisentwicklung am Markt.
Gut zu wissen: Wenn jemand davon spricht, den Leitzins bei einer Inflation anzuheben, dann meint er damit der Hauptrefinanzierungssatz. Als wichtigster Leitsatz legt er fest, zu welchem Zinssatz sich die Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen können.
Zusammenhang zwischen Leitzins und Inflation
Vereinfacht ausgedrückt, besteht zwischen Inflation und Leitzins folgender Zusammenhang:
- Die Leitzinsen bilden eine wichtige Grundlage für die Arbeit der Geschäftsbanken, sodass die EZB die allgemeine Zinsentwicklung stark beeinflussen kann. Eine Leitzinserhöhung hat zur Folge, dass die Banken ihre Zinsen an anheben.
- Wenn aber die Zinsen steigen, werden auch Kredite teurer, sodass die Unternehmen weniger Geld investieren und die Verbraucher weniger konsumieren, weil sie sich große, kreditfinanzierte Anschaffungen nicht mehr so ohne Weiteres leisten können.
- Dadurch sinkt auch die Nachfrage an Gütern und Dienstleistungen, sodass die Preise weniger stark steigen oder sogar wieder sinken. Auf diese Weise wirkt der Leitzins gegen die Inflation und stabilisiert die Preise, wenn auch nur indirekt.
- In der Regel dauert es jedoch einige Monate, bis die Leitzinserhöhung ihre Wirkung zeigt. Dafür bedarf es gewöhnlich noch weiterer Maßnahmen.
Die Inflation belastet vor allem Menschen mit einem unteren oder mittleren Einkommen sowie Rentner und Sozialleistungsempfänger. Sie können von ihrem – in der Regel gleichbleibenden – Einkommen weniger kaufen, während ihre Lebenshaltungskosten steigen. Diesen Preisschock kann die Bundesregierung mit Entlastungsmaßnahmen abfedern, beispielsweise mit Einmalzahlungen für Empfänger von Sozialleistungen, einem höheren Grundfreibetrag bei der Einkommenssteuer oder einem Heizkostenzuschuss.
Auswirkungen der Leitzinserhöhung auf Verbraucher
Erhöht die EZB den Leitzins, um die Inflation einzudämmen, dann wirkt sich das auch auf das Konsum- und Sparverhalten der Verbraucher aus.
- Insbesondere Menschen, die mithilfe eines Immobilienkredits ein Haus bauen oder eine Immobilie kaufen wollen, bekommen die Leitzinserhöhung deutlich zu spüren. Infolge der Leitzinserhöhung steigen auch die Zinsen für den Kredit und damit steigt auch die Höhe der monatlichen Kreditraten. Und bei Verbrauchern, die einen bereits aufgenommen Kredit umschulden möchten, wirkt sich dies ebenfalls auf die Anschlussfinanzierung aus.
- Der Zusammenhang zwischen Inflation und erhöhtem Leitzins hat auch Folgen für Sparer und Anleger. Wer sein Vermögen zum Beispiel als Tagesgeld oder Festgeld anlegt, profitiert von den steigenden Zinsen – vorausgesetzt, die Geschäftsbanken geben die Leitzinserhöhung an ihre Kunden weiter, indem sie den Zinssatz für Zinsanlagen erhöhen. Allerdings geschieht das nur sehr langsam – zwar geben die Banken sehr gern Zinserhöhungen im Kreditgeschäft an ihre Kunden weiter, nicht aber bei den Einlagenzinsen.
Erhöht die EZB den Leitzins infolge der Inflation, so drosselt sie damit auch das Wirtschaftswachstum, weil aufgrund der steigenden Zinsen Fremdkapital, also Kredite, für die Unternehmen teurer werden. Die Folge ist, dass Unternehmen weniger investieren. Und das kann sich negativ auf ihre Gewinnaussichten auswirken. Die Aussicht, dass die Unternehmen weniger Gewinne erzielen, lässt wiederum die Aktienkurse fallen.
Dennoch besteht kein absolut gültiger Zusammenhang zwischen der Zinsentwicklung und der Entwicklung der Aktienkurse. Es kommt sogar vor, dass die Aktienmärkte steigen, obwohl die Zinsen gestiegen sind. Anleger sollten sich deshalb nicht verunsichern lassen von einem kurzfristigen Auf und Ab der Börsenkurse, zumal Aktien und Aktienfonds einen langfristigen Anlagehorizont haben.